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Hundesport- VPG - Unterordnung

 

Rangordnung / Dominanz

Rangordnungs- und Dominanzprobleme zwischen Mensch und Hund

Die Dominanz der Hunde, die vor dreißig Jahren noch kein Thema war, ist inzwischen zu einem großen Problem geworden. Das liegt aber nicht daran, dass die Hunde dominanter geworden wären als früher, sondern an dem hohen Prozentsatz von Hundebesitzern, die zu schwach sind, die es zulassen, dass sie von ihren Hunden untergeordnet werden. Viele verbinden mit Hundeerziehung und Ausbildung immer noch den Kasernenhofton und die Härte früherer Dressur. Abgeschreckt durch derartig veraltete Erziehungsmethoden wird von vielen die Erziehung nun ganz unterlassen. Das arme Tier soll seine Freiheit haben. Verbreitet herrscht regelrecht Mitleid mit Hunden, die nicht rund um die Uhr machen dürfen was sie wollen. Dass ein wohlerzogener Hund letztendlich mehr Freiheiten und ein erfüllteres Leben hat als der, der zweimal am Tag für eine halbe Stunde auf der Hundewiese losgelassen wird und ansonsten zuhause bleiben muss, weil er überall unangenehm auffällt, sehen die wenigsten. Aus einem Hund, der einfach nur liebevoll und behütet behandelt wird, muss nicht zwangsläufig ein „lieber Hund" werden!

Unser Lebensstil hat sich in den letzten vierzig Jahren maßgeblich verändert. Während z.B. früher die Zimmertüren geschlossen waren um besser heizen zu können und die Hunde dadurch automatisch in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt waren, sind unsere Häuser heute zentral beheizt und alle Türen offen, so dass die Hunde freie Auswahl haben und sich die besten Plätze aussuchen können. Und während die Hunde früher lediglich Essensreste bekamen und so erst nach den Menschen fressen konnten, bekommen sie heute Fertigfutter und werden oft schon vor der Familienmahlzeit gefüttert, weil man somit seine Ruhe hat. Während früher die Hunde meist zur Arbeit gezüchtet und gehalten wurden, sind sie heute oft verwöhnte Luxusgeschöpfe, deren Tagesablauf von Langeweile geprägt wird. Doch ein Hund muss beansprucht werden, und zwar körperlich und geistig. Wenn er sich langweilt, sorgt er anderweitig für Aufregung in seinem Leben. Und kann somit zum „Problemhund" werden.

Meist hat ein Problemhund nur ein Problem - den Menschen.

Rangordnung - Dominanz – Hierarchie - was ist das überhaupt?

Unter Rangordnung versteht man Überlegenheits- und Unterordnungsbeziehungen. Ranghohe Tiere haben meist einen größeren Handlungsspielraum und einen bevorzugten Vortritt zu Ressourcen, wie beispielsweise zu Nahrung, Schlaf- und Ruheplätzen oder zu Paarungspartnern. Dominante Tiere haben aber nicht nur Vorrechte, sondern auch spezifische Pflichten. In vielen Fällen müssen sie das Rudel gegen Angriffe schützen oder Auseinandersetzungen zwischen Untergeordneten schlichten bzw. für den Zusammenhalt des Rudels sorgen. Das verlangt von ihnen soziale Kompetenz, die weit mehr bedeutet als reine Machtausübung des Stärkeren. Die unterschiedlichen Rangpositionen werden die meiste Zeit kampflos respektiert, was für Ruhe und Frieden im Rudel sorgt. Eine klare Rangfolge ist friedenssichernd und überlebenswichtig für alle sozialen Tiere.

Die Worte Rangordnung und Dominanz sind in der Hundeerziehung in letzter Zeit regelrecht in Verruf geraten und man hört immer wieder z.T. recht fanatische Stimmen, die Rudelkonzept und Dominanz ablehnen. Aber auch wenn die Hunde keine Wölfe mehr sind und sich zu einer eigenen Art entwickelt haben, so haben sie doch viele Wolfseigenschaften in ihr Hundedasein mitgebracht. Caniden (Hundeartige) sind Anpassungskünstler. Gerade deshalb können sie uns ja so geschickt um die Pfote wickeln.

Manche Hundebesitzer lehnen das Rudelkonzept ab, weil Hunde uns nicht als Artgenossen sehen und deshalb auch kein Rudel mit uns bilden können. Aber weshalb kommunizieren sie mit uns dann mit den gleichen visuellen Signalen, die sie auch gegenüber ihren Artgenossen zeigen? Mit Tieren anderer Spezies kommunizieren sie nicht auf diese Weise. Menschen und Hunde bilden einen Sozialverband, in dem es eine für den Hund erkennbare stabile Gruppenhierarchie geben sollte. Außerdem kann es Dominanzhierachien situationsbezogen zwischen allen Spezies geben. Inner- und außerartlich. Dazu braucht es überhaupt kein Rudel, sondern nur mindestens zwei miteinander agierende Lebewesen, deren Bedürfnisse sich zumindest teilweise überschneiden.

Andere lehnen die Dominanztheorie ab, weil sie „Dominanz" mit Unterdrückung im alten Stil, mit Härte und Gewalt gegen Abhängige gleich setzen. Auch verstand man die Rudelordnung früher als starre Hackordnung mit Alpha, Beta .usw. Neuere Forschungen haben dieses falsche Bild inzwischen zu recht gerückt. Das Eltern-Nachwuchs-Dominanz-System hat das veraltete Alphakonzept abgelöst. Heute spricht man von

Einordnung statt Unterordnung!

Sicher, das Wort „Dominanz" ist so missbraucht worden, dass die Versuchung nahe liegt, es ganz aus unserem Vokabular zu streichen. Im Namen von Dominanz und Rangordnung wurde viel Unheil an Hunden angerichtet. Die Dominanztheorie verkam zu einer falsch verstandenen, denn Dominanz hat nichts mit dem Brechen einer Hundeseele zu tun. Doch nur, weil diese Theorie früher falsch interpretiert wurde und zu gewaltsamen Auswüchsen führte, muss man doch nicht gleich die ganze Theorie über Bord werfen!

Führerschaft und Dominanz des Menschen lassen sich auch mit gewaltfreien Methoden erreichen. Dafür braucht man keine starke Hand, sondern einen starken Geist.

Beim Leben in Hierarchie geht es längst nicht mehr um die Bestie, welche nur durch Härte bezwungen werden kann, sondern um klare Strukturen und eine konsequente Erziehung mit festen Regeln, die den Menschen für den Hund berechenbar machen und ihm so die notwendige Orientierung und Sicherheit vermitteln. Gewalt ist dabei völlig überflüssig. Dominanz hat nichts mit Gewalt oder Aggression zu tun, weder von Seiten des Menschen noch von der des Hundes!

Unterordnen, unterwerfen, unterdrücken vergessen Sie es! Ihr Hund wird es Ihnen danken.

Werden Sie ein einfühlsamer und souveräner Anführer

Ein gut eingeordneter Hund wird seinem Menschen willig folgen und braucht nur wenig Unterordnung. Wie eine solche wohlwollende Führung des Hundes durch den Menschen aussehen kann, möchte ich Ihnen nachfolgend erläutern. Dabei gibt es allerdings kein Patentrezept, denn die Hunde sind genauso verschieden wie wir Menschen. Ich möchte lediglich einige Denkanstöße geben. Letztendlich muss jeder Hundeführer seinen eigenen Weg finden.

Es gibt unterschiedliche „Weltanschauungen" in Sachen Hund. Die Klärung der Rangordnung gilt heutzutage bei vielen Hundeleuten als vermeintlicher Lösungsansatz für eine Vielzahl von Hundeproblemen - doch sie darf nicht den Charakter einer Universallösung bekommen. Das Konzept der Rangordnung ist einleuchtend und daher sehr verführerisch. Dieses Denkmodell kann uns helfen, bestimmte Verhaltensmuster sozial lebender Tiere besser zu verstehen und auch vorherzusagen. Aber passen Sie auf, dass Sie keinen „Tunnelblick“ bekommen. Hundeprobleme können viele Ursachen haben. Man sollte immer erst die Motivation des Hundes untersuchen. Meist will der Hund gar nicht die Führung übernehmen, sondern einfach nur möglichst viel Komfort für sich selbst heraus schlagen. Die pauschale Diagnose „Dominanz" trifft in den seltensten Fällen den wahren Kern des Problems. Nicht umsonst ist das Wort „Dominanz" für viele zum Unwort geworden. Oft ist ein „dominanter" Hund einfach nur ein schlecht erzogener Hund!

Egal, welche „Glaubensrichtung" man hat, es läuft immer auf das Gleiche hinaus.

Der Mensch muss Regeln aufstellen und sie auch durchsetzen.
Der Hund ist nur dominant, wenn der Mensch sich dominieren lässt.

Um es noch einmal klar zu sagen: Die Aussage „Dieser Hund ist dominant" beinhaltet keine Schuldzuweisung an den Hund, sondern lässt - ganz im Gegenteil - einen Rückschluss auf die mangelnden Führungsqualitäten seines Besitzers zu. Das wirkliche Problem findet man immer am oberen Ende der Leine! Auch die Ausrede: „Dieser Hund/diese Rasse ist eben so" ist nur ein Zeichen menschlicher Schwäche. Was auch immer in der Beziehung Mensch-Hund schief läuft, „Schuld" ist nie der Hund, denn der folgt nur seinen inneren Regeln und kennt kein Gut und Böse. Auch ein Hund, der seine Familie terrorisiert ist nicht schlecht. Wir dürfen unsere Hunde nicht mit menschlichen Moralvorstellungen messen. Trotzdem können wir sie nicht einfach „laufen" lassen. In der Menschenwelt herrschen nun mal andere Bedingungen als in der Hundewelt. Und dient die positiv verstandene Dominanz des Menschen nicht auch oft genug dem Schutz des Hundes vor den Gefahren unserer Umwelt? Schuld an schlechter Integration hat immer der Mensch: entweder durch mangelhafte Erziehung, fehlende Konsequenz oder unklare Einordnung! Nicht der Hund muss sich ändern indem man seine Dominanz reduziert, ihn evtl. sogar einschüchtert, sondern der Mensch ist gefragt, der sich auf seine Führungskraft besinnen und dem Hund Autorität vermitteln muss. Das kann ein langer und manchmal ein harter, steiniger Weg für den Menschen werden – aber es lohnt sich! Das „Problem" kann man jedoch auch lösen, ohne dass man dem Hund gegenüber ein lautes Wort anwenden bzw. ihm körperliche Gewalt zufügen muss.

Dominanz bedeutet für mich Selbstbewusstsein und Souveränität vorzuleben; dem Hund eine klare Linie vorgeben, an der er sich orientieren kann und ihm Sicherheit geben, indem man ihm durch sanfte Konsequenz zeigt, dass der Mensch das Rudel im Griff hat.

Man sollte

„Dominanz" durch natürliche menschliche Autorität und gegenseitigen Respekt ersetzen.

Was ist Autorität?

Autorität ist eine Frage der persönlichen Ausstrahlung und der problemorientierten Kompetenz. Eine solche Kombination wird im Allgemeinen widerspruchslos als Autorität anerkannt. Sie gehört zur Überlebensstrategie von Sozialgemeinschaften. Durch Autoritäten werden erfolgreiche Verhaltensweisen und Techniken weitergegeben, werden auch im weiteren Verlauf zur Tradition. Autoritäten sind für die erfolgreiche Entwicklung des Individuums notwendig. Autoritär heißt, trotz mangelnder Kompetenz, Anerkennung und Respekt zu fordern. Einer solchen Anmaßung wird stets Widerstand entgegengesetzt. Sie wird nur durch Machtmittel aufrechterhalten. Antiautoritär bedeutet etwas Ähnliches wie „keine Regeln, maximale Freiheit".

Führen und geführt werden:

Übertragen auf den Hund heißt das: Der Mensch muss sich für den Hund über das Vertrauen zu einer anerkannten Autorität entwickeln, die respektiert und geachtet wird. Manche Hundeführer strahlen von sich aus eine natürliche, überzeugende und gewaltfreie Autorität aus, so dass die Rollenverteilung absolut klar ist und vom Hund nie in Frage gestellt werden muss. Rangordnung ist in dieser Beziehung dann einfach kein Thema. Er agiert für den Hund als souveräne, faire Leitfigur. Der Hund spürt die mentale Stärke seines Menschen und kann ihm vertrauen. Bei der Erziehung des Hundes sollten wir ihm so viel Freiheit wie möglich lassen, ihm gleichzeitig aber auch Grenzen setzen und so viele Regeln und Struktur geben wie nötig. Das Sagen hat auf jeden Fall der Zweibeiner. Ohne Erziehung mit festen Regeln und Strukturen (Rangordnung) ist artgerechte Hundehaltung nicht möglich.

Heute hört man von Hundebesitzern immer wieder den Ausspruch: „Mein Hund ist dominant!" Dabei wird automatisch vorausgesetzt, dass manche Hunde oder Rassen 'von Natur aus' dominant sind. Doch das ist ein grundlegendes Missverständnis. Dominanz ist nicht schicksalhaft gegeben. Lediglich die Neigung zur Dominanz kann manchmal ererbt sein. Doch was daraus wird, liegt voll und ganz in unserer Hand.

Der Begriff „dominant" wird in der Regel für Hunde verwendet, die z. B. durch Aufmerksamkeit inständiges Verhalten ihre Besitzer bedrängen, ihr Futter verteidigen, Gehorsamsübungen verweigern oder die häufig in Konflikt mit anderen Hunden geraten. Doch sind diese Hunde wirklich immer dominant? Ist es so einfach?

Das Wort Dominanz kommt vom lateinischen dominari = überlegen sein. Eine dominante Verhaltensweise ist gleichbedeutend mit Bestimmen und Führen im Sinne von Lenken. Also keine schlechte Eigenschaft des Hundes, sondern ein Zeichen seiner starken Persönlichkeit. Dominant ist der, der die Initiative ergreift und agiert. Derjenige, der reagiert ist der Unterlegene. Dominanz hat Aggression nicht nötig. Geistige Stärke ist wichtiger als körperliche.

Dominanz ist keine Eigenschaft eines Individuums - kein Hund ist von Geburt an dominant. Zur Ausbildung einer Rangposition gehören immer mindestens zwei! Dominanz ist eine Form der Beziehung und zwar eine individuell entstandene mit Vorgeschichte. Dominanz klärt den Zugang zu umstrittenen Handlungen, oder das Vorrecht, Konflikte im eigenen Interesse zu lösen. Dabei ist Dominanz eigentlich eine aktive Leistung des Rangniederen, der dem anderen ungehinderten Zutritt zu einer Handlung ermöglicht. Die aktive Zurückhaltung des Rangniederen ist der ausschlaggebende Punkt. Dominanz definiert sich also durch die Unterordnung eines Geschöpfes unter das andere. Wenn der Dominierte keine Unterwerfung zeigt, kann der „Dominante" imponieren bis ihm schwarz vor Augen wird. Chef wird er alleine dadurch noch lange nicht. Der „Dominante" braucht unbedingt jemanden, der ihm signalisiert: „Ja, du bist der Boss!" Ein Hund ist nur dominant, wenn der Besitzer sich dominieren lässt!

Sind dominante Hunde selbstsicherer?

Man darf Selbstsicherheit und Dominanz nicht miteinander verwechseln. Genauso wie es verschiedene Formen der Autorität gibt, gibt es auch verschiedene Formen der Dominanz:

Echte Dominanz ist etwas sehr positives. Dominanz, die sich auf Souveränität gründet, ist vergleichbar mit kompetenter Autorität. Ein souveräner Hund ist seiner Aufgabe gewachsen. Er strahlt Selbstsicherheit aus und schafft alleine durch seine Anwesenheit Ordnung, Sicherheit und Ruhe. Ein souveräner Hund ist gelassen, er ruht in sich selbst. Er besitzt eine Autorität, die es nicht nötig hat, auf Aggressivität zurückzugreifen. Aber er weiß auch: „Wenn Not am Mann ist, dann werde ich mich schon durchsetzen." Er muss deshalb auch nicht auf alles und jedes sofort reagieren. Aber wenn seine Autorität in Frage gestellt wird, kann er sich durchaus auch mal in angemessener Weise der Aggressivität bedienen. Diese Aggression wird kontrolliert sein, was bedeutet, dass der dominante Hund genau die notwendige Korrektur anwenden wird, damit der Untergeordnete seine Vorrechte respektiert.

Gemachte Dominanz wird zum Problem. Dominanz, die aus Verunsicherung wächst ist vergleichbar mit autoritärer Anmaßung. Ein solcher Hund ist ein Hochstapler, der sich eine Rolle anmaßt, die ihm nicht zusteht. Auslöser dieses Verhaltens ist der Mensch, der als Autorität versagt hat. Der Hund braucht aber Regeln, und so füllt er selbst die Leere, die durch die Führungsschwäche des Menschen entstanden ist. Ein Hund, der aus Unsicherheit heraus dominant erscheint, ist mit seiner Rolle als Anführer, der sein Rudel schützen muss, in Wirklichkeit überfordert und kann durchaus aggressiv sein. Seine Aggressivität ist ein Zeichen seiner Schwäche. Im Hunderudel würde er nicht ernst genommen. Er könnte niemals „Alpha" sein. Diese überforderten Hunde versuchen, ihre Unsicherheit auszugleichen, indem sie Dinge oder Situationen, die ihnen wichtig erscheinen, unter ihre Kontrolle bringen, was ihnen Sicherheit vermittelt.

Das Wolfsrudel

Vorbild für die Hundeerziehung und –ausbildung:

Unsere Hunde sind zwar keine Wölfe mehr und haben sich im Laufe von 15.000 Jahren an das Zusammenleben mit dem Menschen angepasst, trotzdem wird als Erklärung für das Verhalten von Hunden immer wieder das Rudelleben der Wölfe herangezogen und auf den Hund übertragen. Sicher wir können viel vom Wolf lernen, z.B. über sein Ausdrucksverhalten oder wie wir unserem Hund etwas vermitteln können, wie wir ihn artgerecht strafen und loben. Aber wissen wir wirklich, wie sich Wölfe verhalten? Aus heutiger Sicht sind all diese Weisheiten vorschnell. Wie die Rudelhierarchie der Wölfe wirklich funktioniert, können wir noch immer nicht sicher sagen. Und selbst wenn wir das könnten - wie sollen wir das auf unsere Wohlstandswauwaus übertragen?

Besonders wenn es um Unterordnung, Dominanz und Rangordnung geht, müssen immer wieder die Wölfe für diverse Rudeltheorien herhalten. Doch gerade auf diesem Gebiet hat sich unser "Wissen" in den letzten Jahren stark verändert. Also - wie erreichen bei den Wölfen die Alphatiere überhaupt ihren dominanten Status? Früher glaubte man, dass Wölfe in einer starren, auf Zwang basierenden Dominanzhierarchie leben und die herrischen Alphas ihren höheren Status gegen nachdrängende Aufrührer immer wieder durch Kämpfe „mit Zähnen und Krallen" verteidigen müssen. Dementsprechend sollten auch die Befehle des Menschen eiserne Gesetze sein, die notfalls mit Gewalt durchgesetzt wurden. Autorität und Dominanz wurde mit Strenge, Härte oder gar Strafe gleichgesetzt. Bei Ungehorsam sollte der Hundeführer dem Hund seine körperliche Überlegenheit durch rüde Umgangsformen und Starkzwang klarmachen (kneifen ins Ohr, Umdrehen der Hoden, Tritt in die Seite, „Kopfnuss", Stock, Reizstromgerät, aufhängen am Halsband, dünnes Würgehalsband, Stachelhalsband oder völlig unverhältnismäßig angewandte scharfe Leinenrucke). Fehlverhalten des Hundes wurde als absichtliche Widersetzlichkeit betrachtet: man unterstellte dem Hund menschliche Motive und sagte, der Hund wolle seinen Hundeführer 'reinlegen', 'austricksen', 'ärgern' oder „verarschen" Er weiß es genau, aber er tut es extra nicht", heißt es dann. Echte Verweigerungen sind jedoch eher selten und dann meist gerade die Folge von Zwangseinwirkungen. Die Ausbildung des Hundes wurde vor allem als Machtkampf zwischen Herrn und Hund angesehen. Motto: Zuckerbrot und Peitsche. So hat man innerhalb kürzester Zeit einen Hund, der auf’ s Wort pariert. Allerdings gehorcht dieser Hund nicht aus Achtung vor seinem Besitzer sondern aus Angst vor Strafe. Er ist kein Partner, sondern ein Sklave.

In Wirklichkeit gibt es diese menschlich verstandene Dominanz - Macht nur um der Macht willen, Macht die etwas beweisen soll, Macht die Kraft zeigt - unter Wölfen gar nicht. Die meisten Beobachtungen, die früher als Vergleich zu unseren Hunden herangezogen wurden, sind an in Gefangenschaft lebenden Gruppen gemacht worden, die willkürlich zusammengesetzt wurden, also kein gewachsener Familienverband waren. Diese Sammelgruppen mussten auf eng begrenztem Raum leben und hatten fast keine Ausweichmöglichkeiten. Durch den unerträglich hohen Stresslevel war die Aggressivität der Tiere untereinander in diesen Wolfsgehegen natürlich relativ hoch. Neuere Forschungen an frei lebenden Wolfsrudeln zeigen dagegen ein ganz anderes Bild. Die alten Märchen vom ständig führenden Oberwolf, der herrscherisch sein Zepter schwingt und dem sich alle anderen willenlos unterordnen, bröckelt mehr als gewaltig. Wir dürfen nicht den Fehler begehen, das Stressverhalten von Wölfen mit dem Normalverhalten unserer Hunde gleichzusetzen!

Genauso sind aber auch wilde Hunde, die von den Abfällen der menschlichen Überflussgesellschaft leben und es gar nicht nötig haben, sich zu organisieren, ein schlechter „Ratgeber". Zwar leben auch unsere Wohlstandswauwaus im Überfluss und müssen nicht für das Überleben der Familie sorgen, aber sie leben nicht in Freiheit, können nicht einfach ihrer eigenen Wege gehen. Unser „Sofawolf“ muss sich einordnen und kann nicht einfach tun, was er will.

Rudelbildung ist keine gnadenlose starre Hackordnung von oben nach unten, sondern eine Rollenverteilung, in der jeder eine Aufgabe übernimmt, die seinen Fähigkeiten entspricht. In der Natur besteht ein Wolfsrudel meist aus den Elterntieren und ihrem Nachwuchs. Durch ihre größere Erfahrung, ihre soziale Kompetenz und ihren Entscheidungswillen sind die Eltern fast automatisch dominant. Außerdem demonstrieren sie ihre Dominanz durch ihre Körpersprache und ihr Markierverhalten. Es gibt im Rudel also keine heftigst zu verteidigende und ständig umkämpfte Rangordnung, sondern eine Familienstruktur! Alpha ist meist ein Elterntier - egal ob Vater oder Mutter.

Wölfe verhalten sich den Erfordernissen einer Situation entsprechend. Das Rangverhalten orientiert sich nicht an einer formalen Prestige beladenen Hierarchie, sondern an den für das Überleben erforderlichen Funktionen. Ranghoch zu sein, hat in erster Linie etwas damit zu tun, sich um das Wohlergehen der Rudelmitglieder zu kümmern. Die Alphatiere leiten die Geschicke ihres Rudels nur, wenn es um Fortpflanzung, Nahrungsbeschaffung oder Gefahrenvermeidung geht. Das Leittier hat Erfahrung, „hat den Plan", und seine „planlosen" Nachkommen tun gut daran, sich an den Älteren zu orientieren. „Gehorsam" spielt im Wolfsrudel keine Rolle. Unsere Ausbildung und die Forderung von absolutem Gehorsam wäre für einen Wolf etwas völlig unnatürliches. Der Leitwolf kann seine Schutzbefohlenen zu nichts zwingen. Er kann durch Imponieren oder Aggression lediglich Unterlassungen fordern. Aktivität jeder Art erfordert jedoch Motivation - die anderen müssen es wollen. Die Kooperation geschieht also freiwillig. Zurechtweisungen kommen im Wolfsrudel sehr selten vor. Nur im Ausnahmefall werden dem Nachwuchs die Grenzen gezeigt - und wenn, dann geschieht dies meist gewaltfrei und so gut wie ohne Körperkontakt. Falls eine Zurechtweisung nötig ist, genügt ein Blick, eine drohende Körperhaltung oder ein Knurren. Ein ranghöheres Tier maßregelt ein Rangniederes nicht ständig, lässt es durchaus auch selbständig agieren und delegiert ihm Aufgaben, für die es besonders geeignet ist. In einem Rudel spielt jeder seine Rolle. Im sicheren Kernrevier scheint es sogar überhaupt keine Rolle zu spielen, wer die Gruppe anführt. Die Leittiere räumen gelegentlich ihren Untergebenen Rechte ein, die eigentlich nur ihnen selbst zustünden. Sie haben es nicht nötig, ständig den Chef heraushängen zu lassen - aber das können nur die wirklich Souveränen!

Doch wenn es darauf ankommt, wird der „Alpha" agieren und seine Entscheidung treffen - und die steht dann nicht zur Diskussion.

Unsere Haushunde leben unter ganz anderen Bedingungen als ihre Urahnen. In freier Wildbahn wandern erwachsen werdende Jungwölfe, die mit ihrer Familie in Konflikt geraten sind, im Alter von etwa 1-3 Jahren ab und gründen ein eigenes Rudel. Wäre das nicht möglich, sähe das Zusammenleben im Rudel auch in freier Wildbahn sicher nicht mehr so friedlich aus. Unser „Sofawolf“ aber kann nicht einfach seiner eigenen Wege gehen und muss gehorchen. Wir halten ihn sein Leben lang in Abhängigkeit. Hunde zeigen dann immer wieder Eroberungsstreben, denen wir rechtzeitig entgegenwirken müssen. Natürliches Hundeverhalten ist im Familienverbund nur ganz selten erwünscht. Hier muss es Regeln und Hierarchien geben - und damit auch Dominanz, um diese durchzusetzen. Dabei sollten wir aber nicht aggressiv werden, wie es das alte Rudelmodell nahe legt, sondern uns eher wie gute Eltern verhalten, die ihren Nachwuchs führen und fördern. Autorität ist nicht das Ergebnis von einzelnen Unterordnungsübungen sondern ein Resultat des praktizierten täglichen Umgangs. Der Hund erwartet von uns eher eine psychische Überlegenheit als eine körperliche.

Da wir Menschen ja immer von uns behaupten, sooo klug zu sein, alles zu können und zu beherrschen sollte uns dies dann auch nicht allzu schwer fallen.

Wenn wir unsere geistige Überlegenheit ins Spiel bringen und unserem Hund im täglichen Leben unsere Führungsqualitäten zeigen, wird der Hund uns gehorchen, weil er es für richtig hält. Freiwilliger, freudiger, vertrauensvoller Gehorsam ist das, was jeder Hundebesitzer anstreben sollte.

Nicht nur der nach oben in der Rangordnung seiner Familie strebende Hund beißt,
sondern ganz besonders der ständig nach unten gedrückte Prügelknabe aus Angst.

Erik Zimen

Rangeinweisung

Nahezu alle Probleme mit Hunden haben ihre Ursache in ungeklärten Dominanzverhältnissen. Die Rangeinweisung ist der erste Schritt in der Erziehung. Bei der Aufnahme eines Welpen in die Familie ist die Einordnung auf dem hintersten Platz naturbedingt, denn der Jüngste fängt eben ganz unten an. Diese natürliche Rangordnung muss eigentlich nur noch aufrechterhalten werden. Wenn der Junghund ins Flegelalter kommt, kann die Rangordnung aber durchaus einmal der Klarstellung bedürfen. Es ist biologisch absolut funktional, dass jüngere Hunde die Älteren immer wieder mal „hinterfragen" und austesten, ob diese überhaupt noch in der Lage und willens sind, das Rudel weiterhin zu führen. Zeigt der Mensch nun Führungsschwäche, so zieht der Hund den Schluss: "Mein Chef ist kein Chef, und bevor hier alles den Bach runtergeht, übernehme ich die Verantwortung lieber selbst. Einer muss es ja schließlich machen. Der Kompetenteste übernimmt die Führungsposition. Ist die Rangordnung nicht geklärt, glaubt auch der winzigste Hund, die Initiative ergreifen und die „Herrschaft" im Haus in die Pfote bzw. zwischen die Zähne nehmen zu müssen (gerade kleine Hunde haben ihre Menschen oft besonders gut im Griff). Die ersten, scheinbar harmlosen Vorzeichen dieses Konflikts werden von den Besitzern leider oft übersehen. Doch als ob man einen Lichtschalter umlegt, übernimmt der Hund eines Tages „überraschend" die Verantwortung und setzt seine Rechte und Pflichten durch. Baut sich dann ein kräftiger Rüde bedrohlich auf, reagieren die Besitzer meist unsicher und ängstlich. Damit bestätigen sie das Verhalten des Hundes in seinen Augen als richtig und notwendig. Aber in anderen Situationen verhalten sich die Menschen manchmal doch nicht so, wie es ihrem niederen Rang entsprechen würde. Spätestens dann, wenn körperliche Strafen mit ins Spiel kommen, kann die Situation eskalieren. Entwickelt sich der ehemals putzige „Schmusehund“ dann zum Tyrannen, ist die Enttäuschung groß. Und ist das Kind (Hund) erst in den Brunnen gefallen, wird er schnell als bissig und unberechenbar ins Tierheim entsorgt oder sicherheitshalber gleich ins Jenseits befördert.

Hundehaltung mit „Vermenschlichung"

Ein Problem ist die zunehmende Vermenschlichung unserer Hunde in einer Zeit wachsender sozialer Kälte unter den Menschen. Unsere Vierbeiner dürfen viel zu selten einfach nur „Hund" sein. Sie werden wie kleine Prinzen umsorgt und verhätschelt, sitzen auf Frauchens Schoß und schlafen in Frauchens Bett. Der Hund fungiert als Partnerersatz, mit dem dann demokratisch und vermenschlicht zusammen gelebt wird. Gerade kleine Hunde spielen bei ihren Menschen oft die erste Geige. Sie sind einfach zu niedlich, um sie wie einen richtigen Hund zu behandeln. Und der Hund nimmt die Liebesbeweise, die in seinen Augen Beschwichtigungsgesten eines Untergebenen sind, entgegen, glaubt sich zum umworbenen König gekürt und besteigt den Thron, den man ihm angeboten hat. Denn die Rangordnung wird nicht durch Aggressionsverhalten gefestigt, sondern durch das Unterwerfungsgehabe des Rangniederen (Menschen). Wir müssen lernen, die Welt mit den Augen und dem Verstand des Hundes zu sehen. Die wirkliche Hundewelt ist leider nicht so romantisch, wie es uns Disneyland einredet. Würden wir die Bedürfnisse unserer Vierbeiner und ihr wölfisches Erbe wirklich respektieren und achten, wäre unsere Gesellschaft um viele so genannte Problemhunde ärmer. Hunde sind Ordnungsfanatiker. Ohne klare Rangordnung sind sie unsicher, ängstlich, aggressiv und schwer bis nicht erziehbar. Sie wirken oft hektisch und gestresst. Stuft man sie in der Rangordnung herunter, sind sie deutlich ausgeglichener und zufriedener, denn Regeln vermitteln dem Hund Sicherheit und Geborgenheit. Je klarer Sie für ihn die Führungsposition innehaben, desto mehr kann er Ihnen „glauben" - gerade auch in schwierigen Angst auslösenden Situationen. Nur eingeordnete Hunde sind (selbst)sichere Hunde.

Unterdrückung macht die Hundeseele klein. Die Rangeinweisung sollte nicht zum Ziel haben, den Hund einzuschüchtern oder völlig zu unterwerfen. Über die Rudelführung entscheiden weniger Kraft und Herrlichkeit, sondern Klugheit und Erfahrung. Der Mensch muss dem Hund ein Führer sein, aber nicht einer, vor dem der Hund Angst haben muss. Ein guter Rudel-/Hundeführer gibt seinem Hund Unterstützung und Liebe. Er ist einer, der den Weg vorgibt, zu dem der Hund aufschauen und dem er vertrauen kann: ruhig, sicher, beschützend und freundlich ist. Ein guter Führer belohnt und unterstützt anstatt nur falsches Verhalten zu bestrafen und wird nur äußerst selten aggressiv um Konflikte zu lösen. Auch in der Mensch/Hund-Beziehung sollten aggressive Handlungsweisen wie die so genannte Alpharolle auf seltene Extremsituationen beschränkt werden, um den Hund an seinen geringeren Rang zu erinnern. Ich habe die Alpharolle bei Aragon nur 1 mal angewendet, als er im Flegelalter war und eine deutliche Maßregelung „brauchte", nachdem er mir an die Wäsche ging, weil er seine Bestätigung nicht gleich von mir erhielt. Nach einer solch harten Maßnahme muss aber immer etwas Positives kommen. Deshalb sollte man dem Hund durch Ausführen eines Befehls sofort die Gelegenheit zu richtigem Verhalten geben, das man belohnen kann. Die Alpharolle ist nicht dazu geeignet, den Hund einzuordnen! Ganz im Gegenteil. Ist die Rangordnung nicht bereits vorher geklärt, kann diese äußerste Disziplinierungsmaßnahme sehr leicht ins Auge gehen. Wenn ein Hund in dieser Situation beißt, ist er nicht dominant oder bösartig, sondern er glaubt, sein Leben verteidigen zu müssen. Ihm fehlt das Vertrauen zu seinem Menschen.

Autorität überzeugt, nicht aber autoritäres Machtgehabe. Wer seinem Hund mit rücksichtslosen Zwangsmaßnahmen, Gewaltausbrüchen, Härte, Druck, Strafe, Schlägen, Schreien, Schimpfen und barschem Kommandieren zeigen will, wer der Herr im Hause ist, hat die Schlacht schon von vornherein verloren. Diese dumm-groben Methoden signalisieren dem Hund eher die Unterlegenheit seines Besitzers. In der Hundesprache ist Nervosität und Hektik ein Zeichen der Schwäche. Und solange Sie nicht erfolgreich ihre Position als „Alpha" etabliert haben, werden fragwürdige Korrekturen wie Schlagen, Schütteln oder Alpharolle sowieso nicht funktionieren. Im Gegenteil, sie können bei einem selbstsicheren Hund sogar gefährlich sein und ins Auge gehen, denn ein Alphatier kann auf solche Methoden mit heftiger Gegenaggression reagieren.

Langzeitstudien an Wölfen ergaben, dass ein „wahrer Alpha" die Fähigkeit hat, ohne physische Gewalteinwirkung für Ordnung in der Gruppe sorgen zu können. Ein echtes Alphatier agiert souverän, fair, konsequent und durchaus auch liebevoll! Ein Alpha hat es nicht nötig, seinen Vorrangstatus immer und immer wieder zu bestätigen. Er regiert durch sorgsame, psychologische Kontrolle, die durch rituelles Gebaren (eindrucksvolle Körpersprache, ausdrucksstarker Blickkontakt) durchgesetzt wird.

Dominanz entsteht ohne tatsächlichen Kampf. Jeder Versuch der Aggression würde eine Herablassung zu dem Niveau des wutschnaubenden, also schwächeren Gegners bedeuten. Einen hohen sozialen Status erreicht in einem Hunde / Wolfsrudel nicht das stärkste und aggressivste Tier, sondern ein besonders erfahrener Wolf, der die höchste soziale Kompetenz und Jagdkompetenz zeigt. Also Fähigkeiten, die das Überleben der Gemeinschaft sichern. Alpha-Wölfe sind Leitfiguren mit Vorbildfunktion, die viele Aktionen einleiten. Rudelführer ist nicht der Stärkere, sondern der Schlauere!

Hunde brauchen klare Regeln, an die sie sich halten können, also eine konsequente Erziehung. Die Kunst der Rangeinweisung liegt darin, dem Hund deutliche Grenzen aufzuzeigen und ihm trotzdem zugleich auch seine hündische Freiheit und Entfaltungsmöglichkeit zu belassen. Er muss auch unter menschlicher Dominanz seinen persönlichen Charakter ausbilden können, braucht Spielräume für seine biologischen Bedürfnisse und muss deshalb auch ohne ständige Bevormundung seitens seiner menschlichen Bindungspartner selbständiges Verhalten umsetzen dürfen. Solange es keine Unstimmigkeiten in der Rangordnung gibt, darf sich der Hund frei entfalten.

Keine Rangordnung ist festgeschrieben; sie kann sich verändern, der Unterste kann sich nach oben kämpfen, der Höchste kann seinen Rang verlieren. Es ist immer nur ein Prozess, nie ein Dauerzustand. Die Rangordnung wird ununterbrochen durch ein Geflecht vieler kleiner Symbolhandlungen und fein abgestimmter körpersprachlicher Gesten im täglichen Zusammenleben abgesichert. Die Alphatiere halten die Ordnung im Rudel ohne großen Aufwand mit Blicken und Bewegungen aufrecht. Sogar der Wechsel in der Alpha-Position des Rudels kann ohne jeden Kampf nur über mimischen und gestischen Austausch zustande kommen. Jede Handlung des täglichen Lebens z.B. fressen, schlafen, spielen, um Aufmerksamkeit betteln, Körperkontakt und Initiative - hat auch hierarchische Bedeutung. Diese soziale Kommunikation macht tatsächliche Kämpfe und Auseinandersetzungen überflüssig. Die symbolische Aktion ersetzt die reale.

Wer ist der "Herr" im Haus?

Ranghoch ist derjenige- der die Freiheit hat, etwas durchzusetzen, wann er es will und der den anderen bewegen oder einschränken kann.

Es ist ein Fehler, die eigenen demokratischen Denkstrukturen dem Vierbeiner aufzuerlegen, nur damit die eigenen Bedürfnisse und Vorstellungen befriedigt werden. Das Gleichheitsprinzip gilt allenfalls für Schwärme, nicht aber für Gruppen mit echten sozialen Strukturen. Die Hundewirklichkeit sieht anders aus. Demokratie ist für Hunde schlichtweg gemeinschaftsunfähig. Jeder Hund denkt hierarchisch - mit Gleichberechtigung hat er nichts am Hut. Entweder führt der Mensch ihn oder er den Menschen. Wir sollten uns also in diesem Fall von unserer großzügigen Einstellung lösen - Ihr Hund wird es Ihnen danken. Er erwartet die Eingliederung in die soziale Gruppe als Fundament seiner sozialen Sicherheit.
Der ideale Belgier (Hunde)-Besitzer ist konsequent, aber auch geduldig, liebevoll, einfühlsam und fürsorglich. Er hat Autorität ohne autoritär zu sein, strahlt Ruhe und Gelassenheit aus. Der ideale Anführer ist ein ausgeglichener und besonnener Entscheidungsträger. Würde, Selbstsicherheit und Willensstärke verleihen ihm eine natürliche Überlegenheit und Durchsetzungsfähigkeit. Der Hund schenkt seine Anerkennung nicht einem dominanten Diktator, sondern vertraut nur einem Wesen mit vielfältiger sozialer Kompetenz.

Ein wahrer Chef agiert und ignoriert, die anderen reagieren.

Viele Hunde leiden unter Orientierungslosigkeit. Allein die Tatsache, dass man überhaupt Regeln einführt, bewirkt bei diesen Hunden schon einen Durchbruch zum Besseren. Dabei ist es eigentlich egal, wie die Regeln aussehen; man könnte die folgenden Regeln sogar auf den Kopf stellen - auch dann würden sie helfen. Dieser Abschnitt soll ihnen einige Vorschläge liefern, wie Sie zur Führungspersönlichkeit werden, während Ihr Hund lernt, geduldig und höflich zu sein.

Diese Regeln sind gedacht für Menschen und ihre Hunde, die Probleme im täglichen Miteinander haben. Ist in der Mensch-Hund-Beziehung dagegen alles in Ordnung, muss man sich nicht an diese Regeln halten.

Der Rudelführer schafft Tabuzonen, setzt klare Grenzen und Verbote, aber auf nette Art, aufmunternd statt strafend, eher mit Leckerbissen als drohend. Die Untersagung bestimmter Aufenthaltsbereiche (z.B. Essecke und Küche, während der Zubereitung und Einnahme der Mahlzeiten) unterstreicht den höheren Sozialstatus des Menschen. Der Ranghöchste darf dagegen alles. Er hat Zugang zu allem, wann immer er will.

Er bestimmt über die besten Ruheplätze. Besonders wichtig sind erhöhte oder strategisch bedeutende Plätze die Kontrollblicke über das Revier oder den Rest des Rudels gestatten (Terrasse, Hauseingang, oberster Treppenabsatz, Sessel, Bett). Für den Anführer ist nichts tabu. Setzen Sie sich ab und zu auch auf die Decke und den Lieblingsplatz des Hundes. Er muss den Platz auf Wunsch unverzüglich ohne Protest räumen. Und statt auf dem Sofa in der Führungsetage mit ihm zu schmusen, begeben Sie sich auf seine Ebene herab, schmusen auf seiner Decke mit ihm. Gestatten Sie dem Hund keine eigenen Hundemöbel und keine schwer erreichbaren und gut zu verteidigenden Hundeboxen oder Plätze. Ein Platz am Rande des Geschehens genügt.

Er bestimmt, ob und wann der Hund Futter bekommt oder auch nicht. Fütterung evtl. erst nachdem die Familie ihre Mahlzeit beendet hat, nach Ausführung eines Befehls und anschließender ausdrücklicher „Genehmigung" (z.B. 'Nimm`s, OK '). Fordert der Hund pünktlich sein Futter und wird so lange lästig, bis er es bekommt, sollte man den Zeitpunkt der Fütterung ändern. Den Hund nie mit Dingen füttern, die man gerade selbst isst. Betteln missachten, da gibt es keine Ausnahme, auch wenn der Hund noch so hungrig und treu guckt.

Nichts ist umsonst! Lassen Sie den Hund sein Futter verdienen. Also weniger Futter aus der Futterschüssel geben, dafür mehr aus der Hand über den Tag verteilt nach guter Zusammenarbeit mit den Hund. Das fördert die Bindung. Leckerli zwischendurch gibt es nur als Belohnung für gehorsames Verhalten.

Er leitet die Mehrzahl der Initiativen ein, ohne die Initiativen des Hundes zu unterdrücken und ihn ständig zu bevormunden. Agieren heißt führen, Status demonstrieren und auch behaupten.
Er bestimmt über Zeit und Tempo des Auslaufs, lässt dem Hund in einem begrenzten Umkreis aber auch Bewegungsfreiheit. Ziehen an der Leine durch Stehen bleiben ignorieren. Der Hund muss auf den Hundeführer achten, nicht umgekehrt. Wird der Hund von der Leine gelassen, erst ein „Sitz" verlangen, bevor man ihm die Erlaubnis zum „Loslaufen" gibt.

Bei der Begegnung mit fremden Hunden vermittelt der Rudelführer Sicherheit und toleriert keine Aggressionen. Die Entscheidung wann, wo und mit wem gekämpft wird fällt ausschließlich der Rudelführer. Gerade ängstliche Hunde müssen lernen, dass es nicht ihre Aufgabe ist, sich um einen fremden Hund zu kümmern: Wenn der Chef nicht agiert, wird der fremde Hund in Ordnung sein und somit keinerlei Anlass dazu bestehen, was auch immer zu verteidigen. Die Entscheidungsgewalt liegt beim Ranghöheren.

Er stellt sich der „Gefahr", übernimmt die Verantwortung, wenn der Hund vor etwas Unbekanntem erschrickt. Er geht dort hin und animiert den Hund vorsichtig, mit ihm gemeinsam das "unheimliche" Ding zu untersuchen. Geben Sie Ihrem Hund niemals das Gefühl, dass Sie nicht weiter wissen.

Er führt den Hund, leitet ihn, zeigt ihm Fertigkeiten (Erziehung, Ausbildung, Sport, Tricks; auch während des Auslaufs). Der Rudelführer ist interessant und kompetent. Der Hund erkennt: Jemand, der einem so viel beibringen kann, den muss man ganz besonders verehren - das ist ein ganz großer Rudelführer! Es lohnt sich, ihm nachzueifern.

Er geht zur Eingangstür, wenn es klingelt und entscheidet, ob der Besuch erwünscht ist oder nicht, während sein Helfer ins zweite Glied zurücktritt, etwas abseits liegt und ruhig die Entscheidung abwartet.

Er lässt sich bei seiner Rückkehr zum Familienrudel hoheitsvoll durch Schnauzenstöße begrüßen, ignoriert aber erst einmal allzu aufdringliche „Liebesbeweise" und bestimmt selbst den Zeitpunkt der Kontaktaufnahme. Morgens sollte der Hund mit Beschwichtigungsgesten seine Halter begrüßen und nicht umgekehrt. Der Ranghöhere lässt sich begrüßen. Untergeordnete Neuankömmlinge oder zeitweilig Abwesende müssen sich dagegen wieder in das Rudel einordnen, um "gut Wetter" betteln.

Er beginnt und beendet das soziale Verhalten, bestimmt Zeit, Ort und Art von direktem Körperkontakt und Spiel. Der Rudelführer lädt andere z.B. zum Schmusen ein, gestattet einem Unterlegenen aber nicht, sich von sich aus zu nähern. Seien Sie nicht jederzeit frei für Ihren Hund verfügbar. Machen Sie sich rar. Er darf den Hund anfassen, bürsten und belästigen wann und wo er will. Dabei streichelt man auch über Kopf, Nacken und Schultern, auch wenn der Hund das "nicht mag". Drehen Sie ihn beim Bürsten auch sanft auf den Rücken und bearbeiten Sie vorsichtig auch unbeliebte Stellen. Zähne, Augen, Ohren, Pfoten und Hinterteil sollten regelmäßig „untersucht" werden. Der Hund darf sich bei diesen „Kontrollarbeiten" nicht entziehen oder wehren. Wer die Führung hat, kann anderen Rudelmitgliedern jederzeit körperlich „auf die Pelle rücken".

Aber Vorsicht: Durch ruckartiges Entwirren von Fellverfilzungen verbinden Hunde die Fellpflege oft mit Schmerz. Um das zu vermeiden, sollte man den Hund zunächst an unempfindlichen Stellen bürsten.

... dazu noch ein Tipp: Man sollte vom Hund ab und zu ein „Leg Dich" fordern, bei dem er sich auch auf die Seite oder den Rücken dreht. Dabei darf der Hund allerdings nicht vorzeitig aufstehen und wird notfalls sanft aber bestimmt heruntergedrückt. Dann kann man ihm zärtlich seinen Bauch kraulen, bis er sich völlig entspannt und vor Wonne die Augen schließt. So schön kann vertrauensvolle „Unterwerfung" sein!

Der Rudelführer bestimmt über das Lieblingsspielzeug des Hundes sowie Anfang und Ende des Spiels. Besitz ist ein Symbol für Macht. Das Spiel mit einem klaren Wort, z.B. "Schluss", Ende“ beenden - und sich auch daran halten. Genug ist genug.

Er geht als Erster durch Türen und enge Durchgänge. Den Hund evtl. vor dem passieren absitzen lassen. Liegt der Hund im Weg, einfach "durch den Hund hindurchgehen", so dass er weichen muss.

Wenn der Hund die Herrschaft übernimmt

Die Hunde haben ihr Verhalten in den Jahrtausenden unseres Zusammenlebens hervorragend an uns Menschen angepasst und gelernt, uns zu beeinflussen. Aus den Mitessern am Rande der Gesellschaft entwickelten sich unsere Wohlstandswauwaus, die es sich auf unsere Kosten gut gehen lassen. Sie sind wahre Meister in der "Erschleichung" von Privilegien und unserer Sympathie.

Und das sieht dann manchmal so aus:

1. Der Hund darf nicht ins Haus.
2. OK, der Hund darf ins Haus, aber nur in bestimmte Räume.
3. Der Hund darf in alle Räume, aber nicht auf die Couch.
4. Der Hund darf nur auf die alte Couch.
5. Also gut, der Hund darf auf alle Polstermöbel, aber nicht mit ins Bett.
6. OK, der Hund darf ins Bett, aber nur manchmal.
7. Der Hund kann im Bett schlafen, wann immer er möchte, aber nicht unter der Decke.
8. Der Hund darf nur manchmal unter der Decke schlafen.
9. Der Hund kann jede Nacht unter der Decke schlafen.
10. Menschen müssen um Erlaubnis bitten, wenn sie mit dem Hund unter der Decke schlafen möchte
11. Wir schlafen in einem neuen Bett.

Doch Spaß beiseite ... den Hund mit ins Bett zu nehmen, kann zum Rangordnungsproblem werden. Wölfe würden es nie wagen, das Lager des Rudelführers unaufgefordert zu belegen. Der würde sie auch nie dazu auffordern. - Und es sind nicht nur kleine Hunde, die das Bett des Menschen wärmen. Macht der Hund dann Schwierigkeiten mit seinem Dominanzverhalten, wird auch das gern unter der Decke gehalten. Wenn Sie Ihrem Hund den Körperkontakt nicht verwehren wollen, versuchen Sie es doch einfach mal mit Sozialliegen eine Etage weiter unten, auf dem Boden.

Auf zudringliche Beschwichtigungsgesten wie Schnauzenstoß oder Pföteln würde ein Alpha-Wolf mit Hochmut und Ignoranz reagieren. Wir Menschen dagegen lassen uns von unseren Hunden nur allzu gerne zum Schmusen animieren. Nun lässt sich gewiss nichts gegen die Liebe zum Hund einwenden, aber gerade Hundefreunde, die den Hund ständig mit Liebesbeweisen überschütten und ihm jeden Wunsch von den Augen ablesen, haben besonders oft Dominanzprobleme. Bedenken Sie: ein dominanter Hund wird oft von ihm ausgesuchte Rudel / Familienmitglieder „einladen", ihn zu putzen und zu pflegen (streicheln), dann auch den anderen pflegen und putzen. Nie aber würde im Wolfs-/Hunderudel ein Rudelführer einem Unterlegenen gestatten, sich von sich aus zu nähern. Deshalb sollte es eigentlich Aufgabe des menschlichen Rudelführers sein, derartige Kontakte zu beginnen und zu beenden. Ausnahme ist die Rückkehr zum Familienrudel und die morgendliche Begrüßung, denn dann muss der Rangniedrige „um gut Wetter betteln". Der Rudelführer lässt das hoheitsvoll über sich ergehen und reagiert eher kühl und abweisend. Beobachten Sie Ihren Hund doch mal morgens beim Aufstehen: dominante Hunde sind Morgenmuffel. Sie wollen von ihrem „Herrn" begrüßt werden. - Wobei der Mensch den Hund wieder mit Beschwichtigungsgesten überschüttet und ihm so signalisiert „Alles in Ordnung - Du bist immer noch der Chef".

Wissen, wohin man gehört

Früher hat man Hunde, die nicht gehorchten, verprügelt. Heute ist dies zu Recht verpönt. Dafür macht man nun das Gegenteil - man erzieht sie überhaupt nicht mehr. Dem Hund werden nur halbherzig Grenzen gesetzt. Erziehung wird hier oft gleichgesetzt mit Entzug von Freiheit oder Nichtanerkennen der Bedürfnisse des Hundes - und das will man ihm natürlich nicht antun. Doch wir müssen keine Angst haben, dass unser Hund uns nicht mehr gern hat, wenn wir ihn korrigieren. Das Gegenteil wird der Fall sein. Ein Führer, der sich durchsetzen kann, einer, der wirklich führen kann, wird von seinem Hund über alles geliebt. Denn bei dem kann er sich sicher fühlen, zu ihm kann er Vertrauen haben. Ohne Respekt ist keine Liebe möglich! Und anders als in so mancher menschlichen Hierarchie ist der Rang bei Hunden nicht mit einer Wertung verbunden. Rangeinordnung ist für den Hund kein Abstieg auf der Karriereleiter, sondern ein Zugewinn an sozialer Sicherheit. Denn auf den "hinteren Plätzen" lässt es sich bequem Hund sein, dort ist man nicht für das Rudel verantwortlich, sondern lebt das relativ stressfreie Leben eines einfachen Mitläufers. Bei Unklarheiten im hierarchischen Familiensystem können dagegen Angstprobleme die Folge sein, denn ein Hund ist in unserer künstlichen Umwelt überfordert, wenn er die Rolle des Rudelführers übernehmen muss.

Keine Missverständnisse aufkommen lassen!

Dominanz hat viele Gesichter. Es gibt bei so komplexen Verhaltensweisen wie der Sozialstruktur leider keine eindeutigen Statussymbole, an denen man die Rangordnung zwischen Hund und Mensch einfach ablesen könnte - so nach dem Motto: „Wer geht als Erster durch die Tür?". Vielleicht ist der Hund ja einfach nur aufgeregt und von seinem Besitzer nicht zum Warten erzogen worden. Und wenn der Hund Menschen bei der Begrüßung anspringt - ist das dann noch die hundsnormale Beschwichtigungsgeste eines gut eingeordneten Hundes oder bereits dominante Aufdringlichkeit? Wenn der Hund anschlägt - tut er das, um seinen Chef zu rufen oder bestimmt er schon, wer sein Territorium betreten darf und wer nicht? Und wenn der Hund sich neben uns auf dem Sofa räkelt - benutzt er das Sofa nur oder hat er es bereits besetzt? Auch wenn der Hund uns zum Spielen oder Schmusen aufordert, haben wir noch kein generelles Dominanzproblem - so lange er auf unsere Zurückweisung nicht mit Protest reagiert. Und ein Hund der ständig an der Leine zieht, weil wir ihm zu langsam sind, ist nicht dominant, sondern einfach nur schlecht erzogen. Auch Theorien, bei denen verlangt wird, dass der Hund immer hinter seinem Herrn gehen muss, sind völlig überzogen und finden im Wolfsrudel auch keine Entsprechung. Das Miteinander ist wichtig, nicht das Hintereinander! Noch krasser ist es, wenn auch das Harnmarkieren der Rüden nur noch unter Dominanz-gesichtspunkten gesehen wird. Ein Hund muss das tun dürfen, auch wenn er nicht wirklich „muss". Und kein Mensch muss seinen „Senf" dazugeben um seinen Status zu halten. Das sollte man als menschlicher „Alpha" ganz souverän dem überlassen, der es am besten kann. Wir sind ein Team, und in unserem Auftrag soll der Hund diese wichtige Aufgabe gewissenhaft erledigen. Der Hund muss auch Hund sein dürfen und soll pinkeln, rennen, toben, springen, schnüffeln, buddeln und Neues entdecken. Und er muss hin und wieder auch einmal ungehorsam sein und die Präsenz des Menschen vergessen dürfen. Häufen sich die ranganmaßenden Verhaltensweisen jedoch, können sie durchaus einen Hinweis geben, dass die Rangbeziehung zwischen Hund und Mensch aus Hundesicht anders aussieht als der Mensch denkt.

Einzelne Dominanzgesten haben keinen Vorhersagewert! Es gibt zweierlei Arten von Dominanz. Die über lange Zeit stabile „formale Dominanz" zeigt sich in der Körperhaltung und dem allgemeinen Umgang miteinander, wobei die oben beschriebenen Eigenschaften des Rudelführers eine große Rolle spielen. Daneben gibt es aber auch noch eine momentane, aktuell ausgeübte Dominanz, die sich z.B. im Anspringen oder anderen einzelnen Dominanzgesten zeigt. In 90 % aller Situationen stimmen beide Dominanzarten überein, in den restlichen 10 % verzichtet der Ranghöhere lediglich vorübergehend auf „sein Recht". Über die Rangbeziehung zwischen zwei Individuen entscheidet also niemals eine einzelne Situation, sondern immer die Summe aller möglichen Situationen in einem bestimmten Zeitrahmen.

Das merkwürdige Verhalten hungriger Hunde zur Fressenszeit ...Auch wenn ein Hund gegenüber seinem Herrn einen besonders guten Knochen verteidigt, so zeugt das nicht gleich von fehlendem Respekt. Vielleicht hat er einfach nur nicht genug Vertrauen und fürchtet, dass man ihm das gute Stück wegnehmen könnte. Wenn im Wolfsrudel ein Tier eine Handlung für sich erschlossen hat und nutzt, lassen die anderen ihm seinen Besitz. Hat ein Wolf bereits etwas im Fang, gibt er das in der Regel nicht mehr her. Der Bereich direkt um die Schnauze ist tabu gegen Diebstahl. Wir Menschen aber respektieren dieses „Hundegesetz" nicht, und begehen Mundraub. Dann kann der Hund schon mal aggressiv werden, um seinen Schatz zu verteidigen. Das ist ganz normales Hunde/Wolfsverhalten. In der Natur bestehen Alphatiere nicht zu jeder Zeit auf Kontrolle aller Handlungen. Es gibt bei ihnen keinen Dominanzanspruch „aus Prinzip". Rangniedrige Tiere verteidigen ihre Beute auch gegen hochrangige Konkurrenten, die es dem Eigentümer dann oft überlassen. Niederrangige Tiere haben das Recht zum Protest. Ist ein ranghoher Wolf satt, warum soll er dann wegen eines „blöden" Knochens mit einem rangniedrigen Tier streiten? Nur bei Futterknappheit würde er auf seinem Vorrecht bestehen. - Aber eine Menschenfamilie ist kein Wolfsrudel. Aus Sicherheitsgründen ist es im menschlichen Familienrudel (vor allem, wenn kleine Kinder dazu gehören) natürlich trotzdem sinnvoll, dem Hund beizubringen, dass er z.B. Kindern nichts stehlen darf und selbst alles abgeben muss. Das gehört zu einer guten Erziehung. - Doch für den Hund ist diese Forderung völlig unverständlich. (Vorbeugen ist besser als Heilen. Das Stehlen von Leckerbissen ist übrigens eine reine Frage der Erziehung. Mein Napf gehört mir!)

Wenn der Hund die Schnauze zu voll nimmt

Doch wie soll man reagieren, wenn der Hund bereits erste Futteraggression zeigt? Es kann schon mal vorkommen, dass er seinen Futternapf verteidigt. Reden Sie keinesfalls beschwichtigend auf den Hund ein, denn das würde sein Verhalten noch verstärken. Unbedingt vermeiden sollte man in dieser Situation eine körperliche Drohhaltung, bei der man den Körper zum Hund beugt oder ihn fixiert, denn das könnte der Hund als Provokation auffassen, was seine Aggression verstärkt. Man sollte sich auch auf keinen Fall zu irgendwelchen Rangeleien und Machtproben hinreißen lassen, vielleicht um ein Exempel zu statuieren. Wer sich auf einen Kampf einlässt, verhält sich so, als wäre er im Rang gleich. Bei einem Kampf entscheidet sich lediglich, wer körperlich der Stärkere ist, aber nicht, wer der Überlegene ist. Außerdem zieht der Mensch bei einem Kampf meist den Kürzeren, denn höchstwahrscheinlich vermittelt er dabei eine zweideutige Botschaft: physische Kraft mit Angst im Bauch. Das führt genau zum gegenteiligen Effekt: der Hund fühlt sich stärker, greift an, gewinnt und verlässt die Prüfung mit einer verstärkten Überlegenheit - und der Mensch hat seine Autorität verloren. Bei diesem Ablauf führt der Hund die Regie und der "Futterknecht" spielt seine Rolle, den Wünschen des Hundes folgend, perfekt. Drehen Sie doch den Spieß um! Spielen Sie Ihr eigenes Spiel, indem Sie einfach nicht in den Konflikt einsteigen! Denken Sie an den Satz: „Der Klügere gibt nach." Am besten zeigen Sie sich erst einmal unbeeindruckt, quittieren das Bleib – bloß – weg - Spielchen Ihres Großmauls mit Verachtung und lassen sich nicht provozieren. Der Rudelführer steht so himmelhoch über dem Hund, dass er es gar nicht nötig hat, sich mit einem Untergebenen „wegen dem bisschen Futter" anzulegen. - Und schon haben Sie gewonnen!

Aus Sicht des Hundes handelt es sich hier keinesfalls um einen feigen Rückzug - diese Annahme wäre sicherlich eher menschlicher Natur. Für den Hund sieht es vielmehr so aus, als distanziere sich die Bezugsperson plötzlich und das löst beim Rudeltier tiefste Verunsicherung aus. Schließlich beabsichtigt der vorlaute Hund nicht, in die Verbannung geschickt zu werden. Er wollte nur einmal zeigen, dass er auftrumpfen kann. Möglichst bald danach verlangt man dann vom Hund eine Gehorsamsübung, um seinen Respekt zu fordern. In der nächsten Zeit sollte man dem Hund vorbeugend keine Knochen, Ochsenziemer o.ä. mehr geben. Und dann steht natürlich je nach Problemlage ein „ Aus“ - Training oder etwas Ähnliches auf dem Programm. Statt einer großen Mahlzeit sollte man sein Futter auf mehrere kleine Portionen aufteilen. Der Fressplatz sollte verlegt und ein anderer Napf verwendet werden. Man sollte nirgendwo Fressbares liegen lassen, Reste sofort wegräumen und die Futtervorräte und Leckereien woanders lagern. Auch die oben gegebenen Rangordnungs-Tipps zum Thema Futter und Küche sollten strengstens beachtet werden. So kann man das Futter z. B. herrichten und es für den Hund gut riechbar, aber doch unerreichbar auf einen Schrank stellen. Dann isst man selbst in Ruhe seine Mahlzeit und gibt dem Hund erst danach sein Fressen - natürlich erst nach Ausführen eines Befehls wie „Sitz", kurzer Verzögerung und ausdrücklicher Freigabe mit „Nimm". Dabei kann man dem Hund auch erst einmal einen leeren Futternapf hinstellen und den Hund zum Fressen auffordern. Wenn er seinen "Kellner" dann erstaunt ansieht, gibt man etwas Futter in seinen Napf. Das kann man mehrmals mit kleinen Portionen wiederholen. Nun möchte der Hund sogar, dass man sich seinem Napf nähert! Klappt das sehr gut, dann kann man den Hund auch mal mit einem besonders guten Leckerli kurz vom Fressen ablenken - aber nichts wegnehmen! Er schaut auf, bekommt das gute Leckerli und darf gleich weiter fressen.

Wenig sinnvoll ist es allerdings, einen Hund mit Futterkonkurrenz aus der Hand zu füttern, denn dann hat er weder Überblick über die Menge des Futters, das ihm zur Verfügung steht, noch kann er die Futtergabe in einer für ihn durchschaubaren Art und Weise beeinflussen. Das bedeutet, dass der Hund immer stärker unter Stress gerät und in aller Regel sein Futter auf Dauer noch heftiger verteidigen wird. Eine Belohnung aus der Hand für getane Arbeit ist dagegen etwas anderes, denn dann kann der Hund die Leckerchengabe durch Gehorsam selbst beeinflussen. Dabei sollten Hund und Hundeführer aber eine gute Beziehung zueinander haben, damit diese Form der Fütterung nicht zu einer Konkurrenzsituation wird, sondern den Kontakt unterstützt.

Wenn der Hund sein Futter bereits „auf Teufel komm raus" verteidigt, sollte man schnellstens Rat bei einem fachkundigen Verhaltenstherapeuten suchen. Seien Sie nicht zu stolz, auch mal einen Hundetrainer zu konsultieren, der Sie und ihren Hund im Alltag beobachtet. Das kann Wunder wirken, weil manche Verhaltensweisen sich einfach wie selbstverständlich einschleichen, die Sie selbst schon gar nicht mehr registrieren. Wir sind oft blind für das, was uns unmittelbar umgibt.... Ein Fachmann aber, der nicht zur Familie gehört, ist neutral, wird die problematischen Verhaltensweisen erkennen und versuchen, Abhilfe zu schaffen.

Die Rangordnungsdebatte

Können wir überhaupt wissen, was in unseren Hunden vorgeht? Sicher nicht. Dafür sind sie uns bei aller körperlichen Nähe doch zu fern. Gerade das Rangordnungs- oder Rudelverhalten ist sehr komplex und die Hunde sind sehr flexibel. Was wirklich in einem Hund vorgeht, davon haben wir keine Ahnung. Trotzdem sollten wir wenigstens versuchen, die Denkweise unseres Hundes zu verstehen. Genau wie wir „intelligenten" Menschen in unserer eigenen Denkweise gefangen sind und immer wieder dazu neigen, den Hund zu vermenschlichen, so verhundlicht der Hund uns Menschen - auch er kann nun mal nicht aus seiner Haut. Machen Sie sich bewusst, dass Ihr Hund nach eigenen Regeln lebt. Er folgt seinen angeborenen Instinkten und interpretiert unser Verhalten aus seiner Sicht. Als Hundebesitzer sollte und darf man nicht erwarten, dass er menschliche Umgangsformen lernt. Behandeln Sie ihn fair und versuchen Sie, sich in seine Welt zu begeben und "hündisch" zu denken. Und für das Rudeltier Hund ist Leben in Hierarchie hunde-logisch.

Beobachten Sie Ihren Belgier mal, wenn er sich Ihnen nähert und Sie begrüßt. Nähert er sich Ihnen mit stolzer Haltung, indem er seinen Kopf und seine Ohren hoch und gerade hält? Das kann beeindruckend wirken, bedeutet jedoch, dass er sich als „Alpha" fühlt. Dagegen wird ein Hund, der Menschen als überlegen betrachtet, sich Ihnen mit leicht geneigtem Kopf und zurückgelegten oder seitlich gehaltenen Ohren nähern. Er wird sich insgesamt kleiner machen, um seine Unterwürfigkeit zu zeigen. Beobachten Sie Ihren Belgier auch, wie er verschiedene Familienmitglieder begrüßt. Wenn er dieses unterwürfige Verhalten nur bei einigen Familienmitgliedern zeigt, nicht aber bei allen, müssen jene ihr Verhalten ändern, um ihre Position in der Familienhierarchie zu verbessern.

Wie heißt es doch so schön: Wehret den Anfängen! Versuchen Sie, einen Blick dafür zu bekommen, ob und wie Ihr Hund Sie dominiert, damit Sie dem entgegenwirken können. Wer Macho- Gehabe bereits beim Junghund erkennt und in die richtigen Bahnen leitet, hat später einen angenehmen Hausgenossen, der voll Selbstbewusstsein mit seiner geliebten Familie durch dick und dünn geht.

Es gibt kein Patentrezept für die Rangeinordnung. Hunde sind sehr unterschiedlich veranlagt. Für viele Hunde hat ihre Stellung in der Familie keine große Bedeutung. Sie wollen einfach nur dabei sein und gehen den Weg des geringsten Widerstandes. Manche dieser Hunde brauchen überhaupt keine ausdrückliche Einordnung. Nicht jeder Hund nutzt die ihm eingeräumten Privilegien aus. Und manchen Hunden sind einzelne Privilegien nur zu bestimmten Zeiten oder nur in bestimmten Situationen wichtig. Aber es gibt auch sehr rangordnungsbewusste Hunde, die zielgerichtet nach Dominanz streben und die Grenzen des Erlaubten ganz bewusst immer wieder austesten. Sie nehmen sich in biologischem Eigennutz das, was sie kriegen können. Da diesen Hunden deutlich klare Grenzen aufgezeigt werden müssen, brauchen sie generell eine strengere Einengung ihrer Aktivitäten. Und gibt man ihnen dann ihren Rahmen, fühlen sie sich im wahrsten Sinne pudelwohl. Jedes Mensch-Hund-Rudel muss seinen eigenen Weg finden.

Einzelne Dominanzgesten bedeuten noch keine Palastrevolution. Schwierig wird es erst, wenn der Hund häufiger als Forderer auftritt und auch versucht, sich durchzusetzen.

Sie können Ihrem Hund ruhig einzelne Privilegien einräumen, sogar das Bett muss nicht tabu sein. Aber testen Sie sicherheitshalber immer wieder die Rangverhältnisse in Ihrer persönlichen Mensch-Hund-Beziehung, indem Sie Ihrem Hund ab und zu diese Privilegien entziehen. Akzeptiert er das ohne Murren, ist alles in bester Ordnung.

Der unverstandene Hund

Die Anfangsstadien der schleichenden Machtübernahme des Hundes verlaufen meist so harmlos, dass den Besitzern nichts auffällt, oder sie das, was ihnen auffällt, als nicht weiter schlimm betrachten. Die meisten Hundebesitzer sind der festen Überzeugung, sie selbst seien der Chef ihres Mensch-Hund-Rudels. Als Beweis führen sie an, dass ihr Hund doch ganz lieb und verträglich sei. Was sie dabei übersehen, ist der Umstand, dass gut sozialisierte Hunde ihre Rangstellung mit möglichst wenig Aggression behaupten. Hunde haben ein umfangreiches Repertoire sehr differenzierter Ausdrucksweisen, die von Artgenossen sehr wohl verstanden werden. Leider beherrschen viele Hundebesitzer diese Kunst nicht und gehen ihrem Vierbeiner dadurch ins Netz. Ein Hund, der seinen Halter nicht respektiert, kann ein ganz lieber Hund sein - solange der Halter nichts von ihm will, was dem Hund nicht passt. Doch dann kann es passieren, dass ein bis dahin lieber Hund seinen Menschen plötzlich die Zähne zeigt. Gefährlich wird er in Situationen, die in seinen Augen einen Rangordnungskonflikt darstellen - etwa, wenn sich ein Kind unwissentlich der Futterschüssel nähert, wenn er vom Sofa vertrieben werden soll oder wenn ein Fremder ins Haus kommt. Dabei kann schon das zwischen Hunden übliche, eigentlich harmlose „Abschnappen" Richtung Gesicht beim Menschen zu schweren Verletzungen führen - deshalb werden Kinder tragischerweise so oft dauerhaft entstellt.

Geliebter Haustyrann

Wenn der Hund sich gegen uns auflehnt und uns anknurrt, die Lefzen hochzieht, schnappt oder zwickt, dann passiert das nicht wirklich aus heiterem Himmel auf einmal so ganz plötzlich und völlig unerklärlich. Auch wenn der Hund die meiste Zeit liebenswert und fröhlich ist, so hat er vorher doch schon viele zarte Signale gegeben. Als lustige, häufig temperamentvolle Nervbolzen tanzen manche dominanten Hunde ihren Besitzern auf der Nase herum und bestimmen mit Charme, wo es im Familienrudel langgeht. Sie spielen die ihnen überlassene Rolle des entzückenden Terroristen richtig gern. Leider werden diese ersten Vorboten einer „Rangordnungsdebatte" oft nicht richtig interpretiert oder als alberne Marotten des Hundes belächelt und hingenommen. Doch spätestens jetzt ist Umdenken angesagt, denn der Mensch hat sich als Rudelführer bereits "den Rang ablaufen lassen". Meist benimmt der Hund sich einfach nur aufdringlich. Dabei zeigt er einige typische Verhaltensweisen, die uns Menschen völlig unverfänglich erscheinen, die für den Hund aber eine große Bedeutung haben. Langsam, Schritt für Schritt tastet er sich auf der Stufenleiter nach oben. Es werden Statussymbole gesammelt und ausgebaut, wie z.B. die Belagerung des Lieblingssessels und den letzten Bissen vom Essen zu bekommen. Er nimmt die Bequemlichkeiten (Privilegien), die wir ihm gestatten „dankbar" an - und nutzt sie bzw. uns aus.

Man sollte seinen Hund mit wacheren Augen sehen und die Dinge, die er unternimmt, nicht nur durch eine rosarote Brille betrachten! Ein dominanter Hund ist eine Pest, hat aber meist auch äußerst charmante Seiten, die es ihm überhaupt erst ermöglichen, seine Menschen so um die Pfote zu wickeln. Entwickeln sie also einen gesunden Egoismus und lassen Sie sich nicht gefallen, dass Ihr Hund Sie schlechter behandelt als Sie ihn! Der Hund muss Vorrechte und „Privatsphäre" der Rudelführer respektieren.

Der dressierte Mensch

Auf die Frage: „Manipuliert Sie Ihr Hund?" werden die meisten Hundebesitzer sicher entschieden antworten: „Nein, natürlich nicht!". Doch oft trifft eher das Gegenteil zu. Hunde sind Meister im Manipulieren und besitzen unzählige Strategien, um ihre Ziele zu erreichen und ihre Menschen in ihrem Sinne zu beeinflussen. Dabei proben sie nicht unbedingt den Aufstand, sondern versuchen einfach nur, möglichst viel Komfort für sich selbst herauszuschlagen.

In vielen Alltagssituationen setzen Hunde ganz gezielt ihre Wünsche durch, ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Will Ihr Hund z.B. nach draußen, geht er zur Tür und kratzt daran. Oder ihr Hund findet, dass es Zeit für sein Fressen wäre und kickt seinen leeren Napf durch die Küche, läuft winselnd vor der Küchentür auf und ab oder stößt Sie sanft mit der Schnauze an und sieht dabei so süß aus. Und Sie - voll des schlechten Gewissens wegen des armen, hungrigen Tiers - springen auf und bereiten ihm sein Futter. Oder Ihr Hund möchte schmusen, legt sanft die Pfote oder seinen Kopf auf ihren Schoß und sieht dermaßen rührend aus, dass sie ihn umgehend streicheln. Etwas später fällt dem Hund ein, dass er gerne spielen würde, und er bringt Ihnen seinen Ball. Sofort springen sie darauf an, lassen alles stehen und liegen, um dem Hund seinen Ball zu werfen. Schließlich wissen Sie, wie wichtig es ist, sich mit Ihrem Hausgenossen zu beschäftigen. In allen Fällen ist das gleiche passiert: Der Hund hat agiert, Sie haben reagiert! Sie sind sofort auf seine Wünsche eingegangen.

Ihr Hund hat Sie also erfolgreich manipuliert und nicht nur für den Moment einen kleinen Sieg davongetragen. Er hat einen weiteren Schritt in Richtung "Wie erziehe ich meinen Menschen" gemacht. Dass diese Situation sich jeden Tag wiederholt, macht ihre große Bedeutung aus, denn der Hund macht entsprechend oft die Erfahrung, dass er es ist, der den Ton angibt. Und das kann sich enorm auf die Gehorsamsbereitschaft Ihres Hundes auswirken.

Der Schlüssel zur Rudelführerschaft ist das Einleiten von Aktivitäten. Daher müssen wir unsere Aufmerksamkeit vor allem auf Verhaltensweisen richten, in denen der Hund als Initiator von Forderungen auftritt. Wir müssen wieder lernen, hundelogisch zu denken und auch zu handeln. Dominante Hunde scheinen zu sagen: „Wo ich bin, spielt die Musik - und dirigieren tu' ich auch ganz gern!"

Der Alpha-Hund „diktiert" die Regeln. Er bettelt nicht, sondern fordert. Sein „Herr" gehorcht. Er reagiert nur noch auf die dominanten Verhaltensweisen seines Hundes:

Erste Alarmzeichen einer sich anbahnenden Rangordnungsdebatte - die Privilegien

Diese Verhaltensweisen können Anzeichen für Dominanz sein, müssen aber nicht! Wie diese Anzeichen beim einzelnen Hund zu bewerten sind, muss jeder Hundebesitzer selbst entscheiden.

Das Vorrecht, die Initiative zu ergreifen - Beachtung on forderndem, aufdringlichem Verhalten:

- der Hund steht generell im Zentrum der Aufmerksamkeit, er ist derjenige, der entscheidet, wo's langgeht;

- er fordert von seinem „Türöffner" sofortiges Hinauslassen, indem er an Türen bellt oder kratzt;

- er fordert Futter pünktlich auf die Minute oder außerhalb der Fütterungszeiten und nervt so lange, bis er es bekommt;

- er kommt zu ihm genehmen Zeiten mit Spielzeug und ist seinem "Alleinunterhalter" so lange lästig, bis er mit ihm spielt

- er drängt anderen seine Art des Spiels auf, bestimmt Typ und Dauer des Spiels;

- er zeigt Aufmerksamkeitsheischendes Verhalten, wenn der Besitzer telefoniert oder sich mit Besuch unterhält;

- er nimmt Besucher lautstark in Empfang, „prüft" sie, ist kaum zu beruhigen, springt den Gast an und verlangt Zuwendung;

- er fordert durch Schnauzenstoßer, Pföteln oder Winseln zum Streicheln auf und geht, wenn er genug hat;

- er legt sich auf den Rücken, um Streicheln zu fordern, spannt sich an und knurrt, um den Kontakt zu beenden;

- er legt den Kopf oder die Pfoten auf den Schoß des Halters um ihm Aufmerksamkeit abzuverlangen

Respektloses Verhalten:

- der Hund drängelt, lehnt sich an seinen Menschen an, drängt ihn nach und nach zur Seite bis er seinen Platz einnehmen kann;

- er legt im Fall eines Konflikts Kopf oder Pfoten auf Rücken, Schulter, Knie oder Brustkorb des Menschen;

- er springt an Menschen hoch und stellt durch Auflegen der Pfoten seinen Rang klar;

- er versucht, auf Menschen aufzureiten (Gegenmittel: im Schulterbereich herunterdrücken und in anderes Zimmer schicken);

- er ist beim Spiel grob und hemmungslos, zeigt mangelnden Respekt durch Anstarren, Darüberstehen oder Aufreiten;

- er ignoriert seine Menschen beim morgendlichen Aufstehen oder wenn diese nach Hause kommen, lässt sich begrüßen;

Die Kontrolle der sozialen Distanz und des Raumes, Bewegungseinschränkung, passive Dominanz:

- der Hund hindert andere (Menschen oder Hunde) am Eintreten oder Verlassen der Gruppe oder des Zimmers;

- er „hütet" auf Spaziergängen seine Menschen, obwohl er keiner Hütehund-Rasse angehört;

- er liegt auf den Füßen des Menschen; so kann er „seinen" Menschen kontrollieren und trotzdem ruhig schlafen;

- er liegt an strategisch wichtigen Plätzen: Hauseingang, Treppe, Balkon, Terrasse, überwacht die Bewegungen der anderen;

- er liegt in engen Gängen, schränkt die Bewegungsfreiheit des Menschen durch querstellen oder -liegen deutlich ein;

- er drängelt sich an Türen, Toren, Fluren, Treppen und sonstigen Engpässen vor;

Die Kontrolle der sozialen Distanz und des Raumes:

- der Hund begleitet „seinen" Menschen auf Schritt und Tritt;

- er heult und bellt, wenn der Besitzer sich entfernt, leidet unter Angst und Stress durch fehlendes Vertrauen in die „Führung";

- er beschädigt Objekte in der Nähe von Ausgängen, von wo er sehen kann, wie sich der Rangniedrige „unerlaubt" entfernt;

Das Deponieren sozialer Ausscheidungen, Protestverhalten, Trotz:

- der Hund deponiert Kot an gut sichtbarer Stelle, wenn der Besitzer weggeht ohne den Hund um Erlaubnis zu fragen;

- er ist unsauber / markiert am Bein des Menschen oder im Haus, wenn er unzufrieden ist (z.B. Fress-, Liegeplatz: „Alles meins!");

Das Privileg, etwas zu besitzen - als Beweis der Macht und Ranghöhe:

- der Hund meldet Besitzansprüche an: Futternapf, Küche, Abfalleimer, Spielzeug oder an Jacken mit Leckerlis;

- er knurrt, verteidigt sein Spielzeug, Kauknochen oder ähnlichen „Besitz" um seinen hohen Rang zu demonstrieren;

- er lässt Gegenstände nicht aus, reagiert zögerlich auf Kommandos wie „Aus" oder „Pfui";

- er hortet und verteidigt „Trophäen", die er in der Wohnung „gefunden" hat und die der Mensch wiederhaben möchte;

- er trägt seinen „Besitz" in stolzer Haltung demonstrativ vor den Augen seiner Besitzer herum;

- er verteidigt seinen Platz neben Frauchen oder auf dessen Schoß / Arm, Liegedecke, Sessel, Bett, Auto;

- er wird an der Leine zur Furie, bellt und tobt, um Konkurrenten von „seinem" Menschen fern zu halten;

Das Recht zum Ungehorsam:

- der Hund ist unaufmerksam, gehorcht nur zögernd, erst nach mehrmaliger Aufforderung oder nur, wenn er bestochen wird;

- er kommt nicht, wenn er gerufen wird, denn es ist nicht die Aufgabe eines Rangniederen, das Rudel zusammen zu halten;

Ergebnis: Der Hund glaubt, er sei ranghoch, weil er das bekommt, was er gefordert hat.

Der Alpha-Hund hat den Haushaltsvorstand übernommen, agiert und nutzt die Hilflosigkeit seiner Menschen gnadenlos aus. Der Halter fällt auf einen tiefen Rang, verliert seinen Einfluss auf den Hund und muss mit der Erziehung Schiffbruch erleiden. Denn der Hund muss als Oberhaupt des Familienrudels einem Rangniedrigen keine Aufmerksamkeit schenken, da er über die Ressourcen sowieso frei verfügen kann und sich nimmt, was er will.

Dieser „Stellungskampf" ist völlig gewaltfrei. Der Hund zeigt in keiner Situation Aggressionen gegenüber seinem Besitzer, allenfalls Drohverhalten. Mehr braucht der Hund ja auch nicht zu tun, denn sein „Herr" verhält sich auch so wunschgemäß. Aber die z.T. „liebenswerten Macken" sind bereits der Anfang einer Karriere als Problemhund. Irgendwann bleibt es nicht mehr bei diesen Frechheiten. Dieses Dominanzverhalten ist oft die Vorstufe zu sichtbar aggressivem Verhalten, denn wenn der Hund den Verlust einer Ressource befürchtet, die ihm wichtig ist, wird er zu stärkeren Mitteln greifen, um sie zu bewahren. Ein „aufstrebender" Hund wird sich bei passender Gelegenheit nach oben beißen und versuchen, seinen Machtbereich immer weiter auszudehnen. Damit fängt er meist bei denen an, die in der innerbetrieblichen Rangordnung ganz unten stehen, den Kindern. Ehe Sie sich versehen erobert sich der Hund immer mehr Nischen und setzt seinen Menschen Verbote. Diese spricht er zunächst nur durch Knurren, dann durch Schnappen und schließlich durch Beißen aus. Die Besitzer sind vom ersten offensichtlich aggressiven Anzeichen ihres Hundes so überrascht, dass sie, teils aus Überrumpelung, teils aus Angst, instinktiv zurückweichen, womit der Hund für sich positiv gepunktet hat: Sein Verhalten war erfolgreich, also wird er es wieder probieren. Irgendwann, spätestens im Alter von etwa 4 Jahren, drehen diese völlig verzogenen dominanten Hunde, meist Rüden, dann ganz und gar durch und wagen den Umsturz. Dominante Hunde sind vor allem gegenüber Familienmitgliedern aggressiv. Rund 70% der Beißunfälle passieren im häuslichen Umfeld, oft sind Kinder die Opfer und oft ist eine instabile Rangordnung die Ursache!

Wie soll man reagieren, wenn der Hund Dominanzgesten zeigt?

Seien Sie ein wohlwollender Herrscher und lehren Sie Ihren Hund, geduldiger und höflicher zu werden! Holen Sie Ihren Hund von seinem hohen Ross! Drehen Sie den Spieß doch einfach um: agieren Sie und lassen Sie Ihren Hund reagieren! Der kleine Unterschied: lassen Sie den Hund warten, wo immer es sich anbietet. Füttern sie ihren Hund z.B. nicht sofort, sondern vielleicht eine halbe Stunde später, nachdem sie ihren Tyrannen zuvor eine kleine Gehorsamsübung haben machen lassen. Oder machen Sie einfach das Gegenteil von dem, was der Hund möchte: Will er beim Spazierengehen stehen bleiben und schnüffeln, dann gehen Sie weiter; wenn er es eilig hat, dann haben Sie Zeit.

Schweigen ist Gold. Auf einige der dominanten Verhaltensweisen des Hundes kann man mit Gegenkonditionierung reagieren (z.B. „Platz", wenn er Besucher belästigt), und gleichzeitig auch seine Bewegungsfreiheit einschränken („bleib"). Oder man schlägt den dominanten Hund mit seinen eigenen Waffen und reagiert auf das schlechte Benehmen des Hundes, indem man ihm genau das entzieht, was er mit seinem Verhalten oft erreichen will: die Aufmerksamkeit seines Menschen. Bei dieser „stillen Dominanzausübung" wird der Hund für kurze Zeit völlig ignoriert (nicht ansprechen, nicht anfassen, nicht anschauen, evtl. Kopf oder Körper wegdrehen oder sogar weggehen). Lassen Sie den Hund einfach ins Leere laufen und tun Sie so, als sei der Hund gar nicht da. Anspringen kann man z.B. ignorieren, indem man sich durch eine Körperdrehung einfach vom Hund abwendet und ihm die „kalte Schulter" zeigt. Hat er sich beruhigt, kann man auf die Wünsche des Hundes eingehen, indem man nun selbst eine Interaktion startet: Man fordert die Ausführung eines Befehls und erst wenn der Hund so seinen Respekt bekundet hat, gibt man dem Hund, was er wünscht. So kann man z.B. ein „Sitz" verlangen und seinen Gehorsam mit Streicheln belohnen oder anschließend mit ihm spielen. Auf diese Weise erfährt er die Beachtung, nach der er so sehr trachtet. Auch anderes Fehlverhalten des Hundes kann man manchmal demonstrativ ignorieren. Bleiben Sie dabei cool, schimpfen Sie nicht, zerren Sie nicht an seinem Halsband. Sobald er das erwünschte Verhalten zeigt, muss er belohnt werden.

So macht man sich für den Hund zum „Nabel der Welt". Agieren und sich Ignoranz leisten zu können drückt eine Vormachtstellung aus, bekräftigt und unterstreicht die Dominanz des Menschen - ganz nach dem Vorbild des Wolfsrudels, in dem die Alphatiere eine Gelassenheit ausstrahlen, die schon fast an abweisenden Gleichmut grenzt.

Ich muss hier allerdings sehr zur Vorsicht raten. Ein unsicherer Hund wird sicher sehr erleichtert reagieren, wenn er feststellt, dass ein menschliches Familienmitglied sich die Mühe macht, ein guter Rudelführer zu werden. Bei einem selbstbewussten Hund kann es dagegen sehr riskant sein, die Sozialstruktur schlagartig zu ändern. Er kann dann mit Aggression reagieren, um die ursprünglichen Verhältnisse wieder herzustellen. Ich kann Ihnen nur immer wieder empfehlen, einen Fachmann zu konsultieren!

Wie kann man den Hund wieder auf eine untergeordnete Position zurückstufen?

Rücken Sie sein Weltbild zurecht!

Versucht der Hund Sie zu dominieren und Sie werden ärgerlich, dann nehmen Sie den Kampf um die Rangordnung mit ihm auf - manchmal mit unschönen Konsequenzen. Lassen Sie sich deshalb nicht provozieren und behalten Sie Ruhe. Aggression und Geschrei sind auf jeden Fall fehl am Platze - das hat der Rudelführer nicht nötig! Lassen Sie die Beziehung zu Ihrem Hund lediglich etwas abkühlen. Ich empfehle all denjenigen, die zur Zeit Probleme mit der innerbetrieblichen Rangordnung haben, die obigen Regeln für das tägliche Miteinander während eines Zeitraums von 3 – 6 Wochen 100%ig einzuhalten. Sie sind ein Alpha mit Imponierverhalten! Während dieser Zeit kann Ihr Hund erkennen, dass Sie wohl doch einen höheren Status innehaben als er vorher dachte. Wie lange Sie ein „imponierendes" Alphatier sind, muss von Fall zu Fall und von Hund zu Hund entschieden werden. Versuchen Sie herauszufinden, was Ihrem Hund wichtig ist und streichen Sie genau diese Privilegien, solange es Schwierigkeiten gibt. Doch übertreiben Sie nicht. Haben Sie Geduld, ändern Sie nicht alles auf einen Schlag. Wenn Ihr Hund seine geliebten Privilegien bereits aggressiv verteidigt, nehmen Sie ihm diese nicht gleich zu Beginn weg, sondern erst nach und nach. Evtl. sollten Sie Ihrem Gernegroß die Privilegien nur noch als Belohnung für richtiges Verhalten gewähren. So löst man dieses Problem rasch und konsequent - und schon ist das Thema vom Tisch - ohne, dass man jemals ein lautes Wort dem Hund gegenüber anwenden muss, und ohne, dass man ihm körperliche Gewalt zufügen müsste. Gibt Ihr Hund sich mit seinem untergeordneten Platz im Mensch-Hund-Rudel zufrieden, dann können Sie dem Hund getrost wieder einige Privilegien gewähren. Sie werden dann merken, ob Ihr Hund diese Zugeständnisse als Schwäche ansieht und versucht, seine Grenzen wieder weiter zu stecken. In diesem Fall beanspruchen Sie so viele Privilegien für sich wie notwendig, bis sich ein gesunder Mittelweg eingependelt hat.

Und noch etwas: Spielen Sie mit einem aufstrebenden Hund keine Spiele, bei denen er eine starke Position einnehmen kann: also keine Rauf- oder Ziehspiele sowie Nachlaufspiele. Empfehlenswert sind dagegen alle Spiele, die eine Gehorsamskomponente beinhalten wie z.B. Apport- und Suchspiele.

Selektive Dominanzaggression

Wenn der Hund versucht, ein einzelnes Familienmitglied einzuschüchtern

Obwohl ein dominanter Hund in aller Regel ein freundlicher Hund mit viel Selbstvertrauen ist, wird der dominant-aggressive Hund zu einer schweren Belastung. Solche Hunde sind übermäßig selbstbewusst und benehmen sich wie Tyrannen. Ihr Ziel ist es, in jeder Lebenslage des Alpha zu sein, insbesondere innerhalb ihrer eigenen Familie. Um dies zu beweisen und sich durchzusetzen, pflegen sie in der Regel zu bellen, zu knurren, die Zähne zu fletschen, zu schnappen oder auch zu beißen. Zuweilen versucht der dominant-aggressive Hund, nur einige Familienmitglieder einzuschüchtern, nicht alle. Bei solchen Hunden haben in der Regel nur ein oder zwei Familienmitglieder echte Kontrolle über den Hund. Der dominant-aggressive Hund wird immer versuchen, das am wenigste selbstbewusste Familienmitglied herauszufordern.

Ist das Dominanzverhalten des Hundes in der Familie auswählend geprägt, sollte das dominante Familienmitglied den Gernegroß einige Zeit völlig ignorieren. Sämtliche Belohnungen, einschließlich Nahrung, Spaziergänge und soziale Interaktionen werden nur noch von demjenigen vergeben, den der Hund zuvor als rangniedriger angesehen hat. Dieser muss alle Ressourcen verwalten, die dem Hund wichtig sind. Alles Gute erhält er in der nächsten Zeit nur noch durch ihn. Der Hund soll damit lernen, dass er auch ihm gegenüber gehorchen und unterwürfig sein muss, um diese Dinge zu bekommen. Er muss z.B. lernen, dass auch der Erhalt von Futter nichts Selbstverständliches ist.

Und auch hier gilt natürlich, dass man schnellstens Rat bei einem fachkundigen Verhaltenstherapeuten suchen sollte. Pauschale Diagnosen wie „Dominanz" sind sehr verführerisch. Aggression kann im Konkurrieren begründet sein, muss aber nicht. Es gibt viele Ursachen für hundliche Aggression. - Ein Grund mehr, bei Problemen einen Verhaltenstherapeuten aufzusuchen. Diese Tipps können und sollen Ihnen den Weg zum Fachmann nicht ersparen, denn sie sind zu allgemein, um Ihre ganz besondere Beziehung zu Ihrem Hund wieder ins Lot zu bringen.

Ausnahmen bestätigen die Regel - Rangeinordnung mit Augenmaß

Nun sollte man aber auch nicht übertreiben. Die obige Liste mit den Privilegien zeigt Verhaltensweisen des Hundes, die auf Dominanz hinweisen können, was aber nicht in jedem Fall notwendigerweise zutreffen muss. Über die Rangbeziehung entscheidet niemals eine einzelne Situation, sondern immer die Gesamtheit vieler Situationen. Wenn sich der Hund auf die Füße des Menschen legt oder den Kopf auf den Schoß des Menschen legt, so kann das im Einzelfall wirklich eine Dominanzgeste des Hundes sein, häufig ist das Verhalten jedoch lediglich Kontaktliegen des Hundes als Ausdruck eines Zusammengehörigkeitsgefühls. Und ein Hund der gerne auf dem Sofa liegt, sucht vielleicht einfach nur ein bequemes Plätzchen. Da braucht es schon etwas Augenmaß von Seiten des Hundehalters. Es gibt viele Hunde, denen die Rangordnung einfach „scheißegal" ist.

Das Leben mit einem Hund in Hierarchie ist eine ständige Gratwanderung zwischen der notwendigen Einengung des Hundes einerseits und dem vertrauensvollen Sich – Entfalten - Lassen andererseits, zwischen Autorität und Toleranz, zwischen Dominanz und Nachgiebigkeit. Wie genau Sie sich an die obigen Regeln halten müssen, hängt ganz einfach davon ab, wie dominant Ihr Hund sich derzeit fühlt. Je dominanter er sich gebärdet, desto mehr müssen Sie Ihre Chefrechte einfordern. Solange die führende Rolle des Menschen jedoch unumstritten ist, kann man durchaus auch gegen die obigen Regeln verstoßen ohne gleich die Ranghoheit zu verlieren. Bei der Erziehung und Ausbildung ist Konsequenz gefordert, aber im sozialen Miteinander kann man die Zügel auch mal locker lassen.
Dominanz ist das Privileg, sein Interesse jederzeit durchsetzen zu können - wenn man will, aber man muss sich nicht durchsetzen.